Kleine und große Weiden im Garten
Sie möchten Ihren Garten natürlich gestalten und Bienen, aber auch anderen nektarliebenden Insekten ein Zuhause geben? Ihr Garten ist für eine Weide zu klein? Wir stellen Ihnen kleine, aber auch größere Weiden vor, die für jeden naturnahen Garten eine Bereicherung sind, über das ganze Jahr Nektar bieten und unkompliziert anwachsen.
Zahlreich sehen oder besser hören wir sie fliegen. Die Bienen in unseren Gärten im Frühling jedes Jahres. Große Weiden sind wichtig für kleine Bienen und bis zu 2500 weitere Insektenarten.Foto Pixabay
Weiden – ein Zuhause für Groß und Klein
Eine Weide ist ein imposanter Baum, der beides zugleich ist – biegsam und stark. Immer seltener sind diese großen Bäume in unseren Wäldern, Auen und an Flussufern jedoch zu entdecken. Die Weide gilt neben der Eiche als wichtigstes „Insekten-Gehölz” und wird als „Ökosystem” bezeichnet. Von ihr profitieren bis zu 2500 (!) verschiedene Insektenarten.
Der frühblühende Weidenbaum bietet sich mit seinen Pollen als Nahrungsquelle für Bienenvölker und Wildbienen förmlich an. Mit steigenden Temperaturen geht die Arbeit im Bienenstock los, die Bienenkönigin beginnt Eier zu legen und die Honigbienen starten mit der Aufzucht. Dafür benötigen sie eiweißreiche Pollennahrung. Diese finden die flugbegeisterten Insekten vor allem an frühblühenden Bäumen wie der Weide
Der Weidenbaum bildet in seinem Stamm kein festes Kernholz aus. Schnell wird der „weiche” Stamm von Pilzen besiedelt. Eine Katastrophe? Nein, im Gegenteil kann dies als ein Glücksfall vor allem für kleine Insekten, Käfer und Raupen bezeichnet werden. In den sogenannten „Mulmhöhlen” die entstehen, finden die kleinen Tierchen optimale Plätze und Bedingungen zum Leben. Mulmhöhlen werden durch die Nutzung der Insekten vergrößert. So entstehen im Laufe der Zeit optimale Bruthöhlen für Vögel. Die weitreichende Krone des Baumes ist für Vögel ein Haus mit unzähligen Möglichkeiten – als Brut-, Nist- oder Rastplatz.
Weiden für den kleinen Garten
Die eben beschriebenen Weidenbäume als großartige Lebensräume sind vielen von uns bekannt. Sicher kennen auch Sie eine Weide in Ihrer Nähe. Faszinierend wirken die Weiden, mitunter sogar geheimnisvoll. Stellen Sie sich eine Trauerweide am Flussufer vor, wie ihre langen Äste bis an die Wasseroberfläche reichen… Für die durchschnittlich großen oder kleinen Gärten ist so etwas natürlich nicht denkbar, und doch können auch Sie der Weide in Ihrem Garten unkompliziert ein Zuhause geben. Für den naturnahen Garten gibt es unzählige Empfehlungen, denn eine Weide wächst grundsätzlich anspruchslos in jedem nicht zu trockenen Boden, benötigt eher Sonne und keinen vollen Schatten. Bei zu starkem Austrieb kann sie unkompliziert beschnitten werden.
Pollen – Weide (Salix megapollis)Diese frühblühende, starkwachsende Art bietet ab Mitte März reichlich Pollen für Bienen und Wildbienen. Sie kann unkontrolliert bis 10 m hochwachsen. Denken Sie deswegen an den Rückschnitt direkt nach der Blüte, so fügt sie sich perfekt in Ihren Garten und in Gruppenpflanzungen ein. Vom Aussehen her ähnelt sie einer Salweide. Die ausschließlich männlichen Blüten bieten Bienen einen hohen Nektar- und Pollengehalt. Das Laub wird von Schmetterlingsraupen als Futter genutzt. Purpur Weide (Salix purpurea)
Die Purpurweide lockt mit purpurfarbenen Blüten im März und April viele verschiedene Bienen- und Wildbienenarten an. Innerhalb kurzer Zeit entwickelt sich das neu gepflanzte Steckholz prächtig und wächst bis zu 5 m hoch. Es gedeiht auf zwei Meter zurückgeschnitten weiterhin gut und eignet sich sogar für die Kübelpflanzung. Immerblühende Mandelweide (Salix triandra)
Die Mandelweide zeichnet sich durch eine reiche Hauptblüte im Frühjahr aus. In den folgenden Monaten, bis in den Oktober hinein, erscheinen weiter viele männliche Kätzchen und locken mit ihren Pollen Insekten als Gäste an. Jährlich Ende April können Sie diese bis zu 6m hohe Weide stark zurückschneiden. Mit Geschick kann sie sogar als Kopfweide geschnitten, in Heckenbepflanzungen einbezogen werden. Schweizer Weide (Salix helvetia)
Die Schweizer Weide gehört zu den kleinen Weiden. Sie wächst maximal 1,5 Meter hoch und ebenso breit. Im März und April blüht sie reichlich und erfreut Biene & Co mit ihren Pollen. Sie eignet sich gut für den Steingarten und verrät mit ihrem Namen ihren Ursprungsort. Sollten Sie bereits im Herbst bemerken, dass die Weide für den Standort zu groß wird, kann sie vor dem Austrieb verschnitten werden. Engadin Weide (Salix hastata Werhhahnii)
Als Kübelpflanze auf Terrasse oder Dachgarten ist diese Weide ausgesprochen gut geeignet. Im April und Mai blüht die Engadin Weide reichlich. Mit knapp über einen Meter Höhe und maximal zu 1,5 Meter Breite zählt sie zu den Zwergweiden. Direkt nach der Blüte sollte verschnitten werden. Das Ziel der Weide in der Gartensaison – Triebe hervorbringen. Herumliegende, unbeachtete Weidenäste im Garten, die zu alt für Neues sind, wurzeln viel schneller als dem Gärtner*in lieb ist. Foto Pixabay
Weiden – Schnittzeitpunkt für Flechtruten
Sie kennen eine Kopfweide in Ihrer Nähe und möchten daraus Weidenruten zum Flechten schneiden? Als einen optimalen Schnitttag für Weidenruten zum Flechten wählen Sie einen trockenen Tag im Februar. Beachten Sie bitte, dass die Weide nur zwischen dem 01. Oktober und dem 28. Februar geschnitten werden darf. Nach diesem Zeitpunkt ist das Schneiden aus Naturschutzgründen nicht erlaubt. Es gilt hier: Tiere und Insekten haben Vorrang.
Der Februar ist der am meisten geeignete Monat zum Schneiden optimaler Flechtruten. Während dieser Zeit befindet sich die Weide in der Ruheperiode. Das Holz ist voll ausgereift, es findet kein Wachstum statt. Flechtruten, die zu einem späteren Zeitpunkt geschnitten werden, trocknen außerdem stark zurück. In Ihren Flechtarbeiten entstehen so evtl. unschöne Löcher.
- Entfernen Sie beim Schneiden alle Neben- und Seitentriebe, so dass nur die eigentliche „Flecht-Rute” übrigbleibt.
- Die Ruten bewahren Sie bis zum Verflechten an einem trocknen Platz auf.
- Bevor Sie mit dem Flechten beginnen, müssen die getrockneten Ruten wieder einige Stunden (besser Tage) im Wasser liegen.
Weiden – Schnittzeitpunkt für Steckhölzer
Möchten Sie selbst Steckhölzer schneiden, um diese in Ihren Garten zu pflanzen, wählen Sie im Juli oder August mehrere Zweige Ihrer Weide aus und schneiden diese bodennah ab. Ein Zeitpunkt früher im Jahr ist nicht zu empfehlen, da die Tier- und Insektenwelt Ihre Weide als Nahrungs-, Ruhe- und Brutplatz im Garten nutzt.
Schneiden Sie anschließend die bodennah geschnittenen Ruten mit einer Gartenschere in die notwendigen Längen. Orientieren Sie sich an folgenden Vorgaben: Für eine Hecke reichen 20 cm lange Steckhölzer. Wollen Sie sich an einer Kopfbaumweide versuchen, so nutzen Sie dafür 50- 80 cm lange Steckhölzer. Ist der „lebende Zaun” Ihr Ziel, benötigen Sie Steckhölzer von 1 Meter Länge. Der „lebende Zaun” ist für naturnahe Gärten eine Bereicherung. Die einzelnen Ruten werden hier miteinander verflochten und wachsen so zu wahrlichen Kunstwerken heran.
Die Steckhölzer setzen Sie anschließend ins Wasser und lassen diese bewurzeln. Sobald die Wurzeln 2 bis 3 cm lang sind, können Sie eingepflanzt werden. Wichtig ist, dass immer das untere Ende der Weiden-Steckhölzer in die Erde gesetzt wird.
Tipp: So bewahren Sie den Überblick! Führen Sie die unteren Schnitte gerade aus. Das obere Ende der Weidenrute sollten Sie hingegen schräg anschneiden. So wissen Sie beim Einpflanzen auf jeden Fall, was oben und unten ist.
Ein Versuch ist es wert: Weiden wurzeln grundsätzlich gut, so dass Sie einen Versuch starten können nicht bewurzelte Hölzer einzusetzen. Achten Sie dabei darauf, die Pflanzung immer feucht zu halten und die Rute recht tief einzupflanzen.
Weiden – Steckhölzer pflanzen
Weiden lassen sich unkompliziert über Steckhölzer vermehren. Steckhölzer, die Sie nicht aus eigenen Weiden schneiden möchten, erhalten sie als Steckholz im Fachhandel. Außerdem werden Steckhölzer auch von Vereinen und Gärtner*innen angeboten, denen das Wohl der Bienen- und Wildbienenarten besonders am Herzen liegt. Unter www.wildbiene.com finden Sie zum Bestellen verschiedene Weiden zur Auswahl. Die Steckhölzer werden Ihnen per Post zugesendet. Beim Einpflanzen Ihres Stecklings empfehlen wir Ihnen wie folgt vorzugehen:
- Nach Erhalt setzen Sie den Steckling in einen Blumentopf mit mindestens 5 l Erde ein. In diesem Topf verbringen die Stecklinge ihr erstes Gartenjahr. Sie schützen die Steckhölzer damit vor Fressfeinden wie Schnecken und Wühlmäusen. Außerdem minimieren Sie die Gefahr, dass der zarte Steckling im neuen Lebensraum beschattet oder überwuchert wird.
- Zum Schutz vor Frost graben Sie die Weide mit Topf am Ende des Herbstes in ihr Gartenbeet ein. Die Weide als Pflanze ist frostbeständig, jedoch sollten die noch zarten Wurzeln vor dem Durchfrieren geschützt sein.
- Im darauffolgenden Jahr werden die Steckhölzer nun in den Garten gepflanzt. Suchen Sie eine sonnige Stelle in Ihrem Garten aus.
- Graben Sie ein ca. 40 cm tiefes Loch und achten Sie auf lockeren, humosen Boden. Das aus dem Topf gelöste Steckholz pflanzen Sie nun ein. Bewurzelte Steckhölzer können normal und müssen nicht besonders tief eingesetzt werden.
Im ersten Jahr wachsen die neuen Steckhölzer bis zu 70 cm in die Höhe. Ende Mai empfehlen wir ein „pinzieren”. Pinzieren ist eine Technik aus dem Gehölzschnitt. Sie schneiden den Kopftrieb des Zweiges zurück, um damit eine Verzweigung anzuregen und ein „in die Höhe schießen” zu vermeiden. Wieviel Sie abschneiden hängt davon ab, wie groß und lang Ihre Weidenhecke, der Weidenbaum oder Weidenzaun sein soll.
Weiden für den Menschen – Wissenswertes aus früheren Zeiten
Für den Menschen liefert die Weide seit Jahrtausenden den wichtigsten Rohstoff fürs Korbflechten. Neben dem Tonen gilt das Korbflechten als ältestes Handwerk der Menschheit. Damit eine Weide biegsame Ruten fürs Flechten hervorbringen kann, machte sich der Mensch den starken Wachstums- und Austrieb des Baumes zunutze. Seit langer Zeit gibt es die jahrhundertealte, überlieferte Tradition des „Kopfbaumschnittes”. Weiden wurden dafür in einer Stammhöhe von 1 bis 3 m alle drei bis acht Jahre komplett zurückgeschnitten. An der Rückschnittstelle trieben im Folgejahr neue Ruten aus, welche nach einer gewissen Wachstumszeit von wenigen Jahren wieder für Flechtarbeiten genutzt werden konnten.
Mit ihrer Heilkraft wirkt die Weide entzündungshemmend und fiebersenkend. In der Zeit vor der Schmerzmittelindustrie wurde Weidenrindentee bei Fieber und Schmerzen getrunken. Der Hauptwirkstoff ist dabei das Salicin. In synthetischer Form kommt dieser Stoff heute in Aspirin vor. Äußerlich wirkt Weidenrinden-Tee als abweichend und kann als Fußbad gegen Hornhaut und Hühneraugen verwendet werden.
Um Weidenruten zum Korbflechten zu erhalten, pflegen die Menschen seit vielen Jahrhunderten die Tradition des Kopfbaumschnittes. Foto PixabayHaben Sie Fragen zu Pflanzen in naturnahen Gärten?Treten Sie gerne mit uns in Kontakt, wir helfen Ihnen bei der Beantwortung Ihrer Fragen.
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